Das Mutterkorn

Jahrhunderte lang war der auf dem Rogen schmarotzende Schlauchpilz Claviceps purpurea (Mutterkorn) Grund für zahlreiche Epidemien, die ganze Dörfer heimsuchten und meist zahlreiche Todesopfer forderten. Der Grund für den langsamen Tod durch den Ergotismus, so die fachliche Bezeichnung der Mutterkorn-Vergiftung, war die gefäßverengende Wirkung der Mutterkorn-Alkaloide, die im menschlichen Organismus zu massiven Durchblutungsstörungen führen.

Diese Wirkung war es allerdings auch, die das Mutterkorn über eine lange Zeit hinweg zu einer wichtigen Arznei in der Geburtenhilfe zur Einleitung der Wehen und der Blutstillung machte. Ausgehend von dieser Wirkungsweise wurde unter der Leitung von Albert Hofmann im Schweizer Chemiekonzern „Sandoz“ nach neuen medizinisch interessanten Stoffen auf der Basis de Mutterkorn-Alkaloide gesucht..

Der Sammelbegriff Mutterkorn-Alkaloide umfasst eine große Anzahl von Verbindungen, die in verschieden Schlauchpilzen der Gattung Claviceps und Windengewächsen vorkommen und die chemische Struktur des Ergolin als Grundskelett haben. Diese Verbindungen lassen sich in 2 Gruppen teilen: eine hochtoxische, deren Vertreter auch für den Ergotismus verantwortlich sind und eine psychoaktive, der auch das mittelgradig halluzinogen wirkende Lysergsäureamid (LSA) angehört.